Roland Gröger (Athlet Fastandfit) landet auf in Zeitung Berliner Morgenpost. Super gemacht mein Lieber Roland!
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Berlin. Manchmal kommt es Roland Gröger vor, als könnte er die Zeit zurückdrehen. Je älter er wird, desto schneller läuft er. Mittlerweile ist er 52 Jahre alt, doch gerade erst hat er seine Bestzeit über 400 Meter wieder verbessern können. Im Januar lief Gröger im Rahmen der Berlin-Brandenburgischen Meisterschaften 51,92 Sekunden – das war neuer Weltrekord in der Altersklasse M50.
Einige seiner Gegner bei dem Wettkampf waren 30 Jahre jünger als er, sie hätten seine Kinder sein können. Doch der Senior Roland Gröger ließ sie auf der Rundbahn ziemlich alt aussehen.
Es war nicht Grögers erster Weltrekord: Bereits 2015 hatte er in der Halle eine Weltbestmarke erzielt, 52,39 Sekunden wurden damals für ihn gestoppt. Im vergangenen Jahr setzte er sich dann auch draußen an die Spitze, als er bei einem kleinen Meeting in Spandau 51,02 Sekunden lief und damit die seit 17 Jahren bestehende M50-Weltbestmarke des Amerikaners Fred Sowerby (51,39) deutlich unterbieten konnte. Berücksichtigt man den Altersfaktor, dann entspricht diese Leistung einer Zeit von 44,66 Sekunden bei den Aktiven. Zum Vergleich: Der deutsche Rekord von Thomas Schönlebe steht bei 44,33 Sekunden.
Zudem ist Gröger mehrfacher Welt- und Europameister in der Halle und im Freien. Bei der Masters-WM 2016 in Perth gelang ihm sogar das Sprint-Triple: In Australien siegte er über 100 Meter, 200 Meter und 400 Meter. "Das war mein bislang bestes Jahr", sagt er. Gröger wurde zu Deutschlands Senioren-Leichtathleten des Jahres gewählt, weltweit landete er bei der Abstimmung auf Rang drei.
Kosten für Auslandsreisen muss er selbst tragen
Der Pankower ist einer der erfolgreichsten Berliner Leichtathleten der vergangenen Jahre. Trotzdem kennt ihn kaum jemand, denn Seniorensportler bekommen in der Öffentlichkeit nach wie vor wenig Aufmerksamkeit – obwohl die Gesellschaft insgesamt immer älter wird. "Ich würde mir wünschen, dass das stärker als Leistungssport wahrgenommen wird", sagt er. Denn genau das ist es. Gröger trainiert fünf Mal pro Woche, in der Vorbereitung auf eine große Meisterschaft sogar täglich - und das alles neben Beruf und Familienleben. Doch selbst vom Verband gibt es dafür nur wenig Anerkennung. Auch bei der Vergabe der Hallenzeiten im Sportforum Hohenschönhausen muss sich Gröger hinten anstellen. Er kann zwar die Tartanhalle nutzen, doch der Kraftraum und andere Einrichtungen bleiben ihm verschlossen. Die Kosten für die Auslandsreisen muss er selbst tragen. Nicht einmal das Nationaltrikot wird vom Verband gestellt.
Trotzdem wird er auch in diesem Jahr wieder an allen internationalen Höhepunkten teilnehmen. An diesem Wochenende startet er zunächst bei der Hallen-WM in Südkorea, dort ist er gleich in drei Wettbewerben gemeldet. "Über 400 Meter wäre alles andere als die Goldmedaille eine Enttäuschung", sagt Gröger. Im Sommer folgen dann die Europameisterschaften in Aarhus in Dänemark. Auf die Frage, warum er sich das alles antut, warum er jedes Jahr viele tausend Euro für seinen Sport investiert und selbst im Urlaub diszipliniert sein Trainingsprogramm abspult, antwortet er bloß: "Da ist schon viel Enthusiasmus dabei."
Als junger Mann war Roland Gröger schon einmal in der Leichtathletik aktiv gewesen. Der große Durchbruch blieb ihm zwar versagt, aber er schaffte es immerhin bis zu den DDR-Hochschulmeisterschaften. Doch dann veränderten sich seine Prioritäten. Er fing an zu arbeiten und gründete eine Familie – Sport machte er zehn Jahre lang nur noch zum Zeitvertreib. Seine zweite Karriere begann erst, als er sich dem Berliner Verein Top Fit anschloss. Trainiert wird er dort vom Italiener Daniele Biffi – selbst auch Sprinter, aber mit 44 Jahren etwas jünger als sein Athlet. Alle Übungen sind speziell auf Gröger zugeschnitten. "In meinem Alter kann man nicht mehr eins zu eins den Rahmentrainingsplan übernehmen", sagt er. "Daniele gibt sein Bestes, um mich noch schneller zu machen. Auch wenn es dadurch für ihn deutlich schwerer geworden ist, meine Rekorde zu knacken, wenn er erst einmal so alt ist, wie ich jetzt bin."
Unterstützung bekommt er auch von seinem Arbeitgeber. Gröger ist Grundschullehrer in Kreuzberg, er unterrichtet Mathematik und Sport, ist auch Klassenlehrer einer vierten Klasse. Für die bevorstehende Hallen-WM hat er vom Schulleiter frei bekommen. "Meine Schüler freuen sich jedes Mal riesig, wenn ich gewinne", sagt Gröger. Gelegentlich trainiert er sogar auf dem Schulsportplatz. Längst ist er für die Kinder zum Vorbild geworden. Seine Botschaft: "Man muss konsequent arbeiten, um Erfolg zu haben." Egal, ob in der Schule oder auf der Laufbahn. Und ganz egal, wie alt man ist.
Die Morgenpost berichtet in ihrer Serie jeden Mittwoch über erfolgreich Berliner Sportler, die ins Rampenlicht drängen.